Ja, eigentlich hätte es auch ein paar Jährchen eher passieren können,
sagt die alte Frau. Sie sitzen an ihrem Küchentisch;
sie ist gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden und hat sich heute eine Stunde Zeit gelassen,
um sich ein richtig ordentliches Frühstück zu machen.
Warum? beschwerst du dich?
– Nein, das wär doch Unsinn.
Sie gießt sich einen Kaffee nach, aus der Kanne, die Ursula kriegen soll.
Das Kind auf der Bank gegenüber lässt die Beine baumeln und zerdrückt mit dem Löffel Eierschalen.
Es ist ihr Kind, ihr Enkel, das, das ihr die Rente zahlt und ihr den Schlaf geraubt hat; irgendwie jedes Kind.
Aber wieso früher passieren?, fragt es: Es war doch schön, oder nicht?
– Ja, wenn die Schmerzen nicht wären – die Frau lächelt – aber nein, natürlich, so ist es
auch gut. Immerhin bin ich wieder nach Hause gekommen. Und ich hab Ronny nochmal gesehen…
Ronny: ihren Enkelsohn, dessen Telefonnummer in jeder Schublade der Familie jahrelang ungewählt bereitlag.
Du hast auf mich gewartet, stimmts? Wie auf einen Zug.
– Nein, nicht wie man auf einen Zug wartet. Wie man auf den Sonnenaufgang wartet.
Ich bin schon lange fertig gewesen. Ich hab gesehen, wie Stefanie und Felipe und sie alle großgeworden sind, und Carolinchen noch,
aber wie lange hätte ich ihnen noch nachwinken sollen?
Sie brauchen mich nicht, und das gehört sich auch so.
Jetzt sitzt ihr gegenüber ein Mädchen oder eine Frau -- es wäre eine Frage der Höflichkeit, als was man sie bezeichnete: Ein Aussehen wie mit vierzehn, vielleicht aber auch schon achtzehn. Die senkt ihr Marmeladenbrot, kaut zu Ende, und mit dem letzten Bissen noch im Mund fragt sie: Was willst du?
– Ich habe genug gewollt. Jetzt sind es andere, die wollen.
Ihr Gegenüber steht auf, geht um den Tisch herum und gibt ihr die Hand, hilft ihr auf,
und mühsam stellt sich die alte Frau auf ihre Beine, und umarmt die Fremde fest.
Lange stehen sie so da: ewig.
sagt die alte Frau. Sie sitzen an ihrem Küchentisch;
sie ist gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden und hat sich heute eine Stunde Zeit gelassen,
um sich ein richtig ordentliches Frühstück zu machen.
Warum? beschwerst du dich?
– Nein, das wär doch Unsinn.
Sie gießt sich einen Kaffee nach, aus der Kanne, die Ursula kriegen soll.
Das Kind auf der Bank gegenüber lässt die Beine baumeln und zerdrückt mit dem Löffel Eierschalen.
Es ist ihr Kind, ihr Enkel, das, das ihr die Rente zahlt und ihr den Schlaf geraubt hat; irgendwie jedes Kind.
Aber wieso früher passieren?, fragt es: Es war doch schön, oder nicht?
– Ja, wenn die Schmerzen nicht wären – die Frau lächelt – aber nein, natürlich, so ist es
auch gut. Immerhin bin ich wieder nach Hause gekommen. Und ich hab Ronny nochmal gesehen…
Ronny: ihren Enkelsohn, dessen Telefonnummer in jeder Schublade der Familie jahrelang ungewählt bereitlag.
Du hast auf mich gewartet, stimmts? Wie auf einen Zug.
– Nein, nicht wie man auf einen Zug wartet. Wie man auf den Sonnenaufgang wartet.
Ich bin schon lange fertig gewesen. Ich hab gesehen, wie Stefanie und Felipe und sie alle großgeworden sind, und Carolinchen noch,
aber wie lange hätte ich ihnen noch nachwinken sollen?
Sie brauchen mich nicht, und das gehört sich auch so.
Jetzt sitzt ihr gegenüber ein Mädchen oder eine Frau -- es wäre eine Frage der Höflichkeit, als was man sie bezeichnete: Ein Aussehen wie mit vierzehn, vielleicht aber auch schon achtzehn. Die senkt ihr Marmeladenbrot, kaut zu Ende, und mit dem letzten Bissen noch im Mund fragt sie: Was willst du?
– Ich habe genug gewollt. Jetzt sind es andere, die wollen.
Ihr Gegenüber steht auf, geht um den Tisch herum und gibt ihr die Hand, hilft ihr auf,
und mühsam stellt sich die alte Frau auf ihre Beine, und umarmt die Fremde fest.
Lange stehen sie so da: ewig.