Von allem kriegt man Krebs: Tomatenstiele, knusprige Pommes, Sonnenschein... sogar Sonnenschein!
Als ob man sich entscheiden soll, ob man jetzt ein langes Leben haben soll oder ein schönes! Und, mal ehrlich: Wie lang es ist ist doch nicht soo wichtig, oder? Es ist ja auch egal, wie lange du ein Autorennen fährst, wichtig ist nur, dass du auf Platz eins bist, wenn die Ziellinie kommt.
Krebs ist auch ein ganz normaler Tod, nichts besonderes.
Irgendwie ist es aber doch scheiße, wenn man erst 25 ist und die Diagnose kommt so spät, weil einfach keiner damit gerechnet hat, dass sie Ärzte nicht mehr sagen können als 'drei Monate noch, vielleicht fünf mit Therapie'. Dann muss man halt umplanen.
Aber das hast du! Du hast zu mir gesagt: Lieber drei gute Monate als fünf auf der Intensiv, oder nee: noch lieber zwei, und dann richtig gute.
Du hattest ja einiges an Erspartem auf den Kopf zu hauen, und leck mich fett, wenn wir die nicht hatten!
Jeder hat sich Zeit für dich gemacht. Rausgeflogen sind nur die, denen du so leeeeeid tatst, aber das war ja dann auch egal, du hast gefeiert und gevögelt und Scheiße gebaut was das Zeug hielt, gelebt und geliebet...
Es ist eine klare warme Nacht. Wir stehen auf der höchsten Talbrücke in 100 km Umkreis, schießen Silvesterraketen nach unten und hören Musik aus dem Auto, das mit offenen Türen auf dem Standstreifen steht. Fünf Uhr morgens, nur noch der innere Kern dabei: Jason, Anna, du und ich. Wir klettern übers autosichere Geländer und runter auf so nen kleinen Wartungssteg. Hier unten kommt ein Aufwind vorbei, mein Shirt flattert. Es ist weiß, sieht sicher schön aus im Wind! Ich zünd es an und schmeiß es runter und wir gucken ihm nach, bis es hinterm Brückenpfeiler verschwindet.
Ist kalt so oben ohne. Anna gibt mir ihre Jacke. "Behalt die aber, ne:-)"
Jason und du machen Tricks aus dem Parcour. Jason kann einen Salto aus dem Stand. Du nimmst Anlauf, ein, zwei, drei Schritte, hältst dich am Geländer links und rechts fest und schmeißt dein Bein hoch in die Luft.
Das linke Geländer ist rutschig, deine Hand flutscht ab und der Schwung deines Körpers zieht dich weiter über das rechte Geländer weg, von der Brücke weg über den Abgrund. Dein Körper krümmt sich zusammen, dreht sich, deine Hand streckt sich nochmal aus, aber die Finger greifen anderthalb Meter vom Geländer entfernt in die Luft, und auch schon einen Meter zu tief. Du trudelst, drehst dich. Ich sehe dein Gesicht.
Später hab ich mir gedacht: Die Brücke ist hoch, vielleicht hat er auf dem Weg nach unten wieder zu lächeln angefangen.
Aber ich hab dir nicht nachgeguckt. Das letzte, was ich gesehen habe, war dein völlig aufgerissenes Gesicht, wie es hinter der Kante des Steges verschwand, auf dem ich stand.
Wir haben auch nichts mehr gehört außer dem Wind. Standen einfach da. Nach einer gefühlten Stunde haben wir uns angeguckt, und dann sind wir gegangen. Sie haben dich nie gefunden.
Annas Jacke hab ich immernoch, sie will sie nicht wieder.
Als ob man sich entscheiden soll, ob man jetzt ein langes Leben haben soll oder ein schönes! Und, mal ehrlich: Wie lang es ist ist doch nicht soo wichtig, oder? Es ist ja auch egal, wie lange du ein Autorennen fährst, wichtig ist nur, dass du auf Platz eins bist, wenn die Ziellinie kommt.
Krebs ist auch ein ganz normaler Tod, nichts besonderes.
Irgendwie ist es aber doch scheiße, wenn man erst 25 ist und die Diagnose kommt so spät, weil einfach keiner damit gerechnet hat, dass sie Ärzte nicht mehr sagen können als 'drei Monate noch, vielleicht fünf mit Therapie'. Dann muss man halt umplanen.
Aber das hast du! Du hast zu mir gesagt: Lieber drei gute Monate als fünf auf der Intensiv, oder nee: noch lieber zwei, und dann richtig gute.
Du hattest ja einiges an Erspartem auf den Kopf zu hauen, und leck mich fett, wenn wir die nicht hatten!
Jeder hat sich Zeit für dich gemacht. Rausgeflogen sind nur die, denen du so leeeeeid tatst, aber das war ja dann auch egal, du hast gefeiert und gevögelt und Scheiße gebaut was das Zeug hielt, gelebt und geliebet...
Es ist eine klare warme Nacht. Wir stehen auf der höchsten Talbrücke in 100 km Umkreis, schießen Silvesterraketen nach unten und hören Musik aus dem Auto, das mit offenen Türen auf dem Standstreifen steht. Fünf Uhr morgens, nur noch der innere Kern dabei: Jason, Anna, du und ich. Wir klettern übers autosichere Geländer und runter auf so nen kleinen Wartungssteg. Hier unten kommt ein Aufwind vorbei, mein Shirt flattert. Es ist weiß, sieht sicher schön aus im Wind! Ich zünd es an und schmeiß es runter und wir gucken ihm nach, bis es hinterm Brückenpfeiler verschwindet.
Ist kalt so oben ohne. Anna gibt mir ihre Jacke. "Behalt die aber, ne:-)"
Jason und du machen Tricks aus dem Parcour. Jason kann einen Salto aus dem Stand. Du nimmst Anlauf, ein, zwei, drei Schritte, hältst dich am Geländer links und rechts fest und schmeißt dein Bein hoch in die Luft.
Das linke Geländer ist rutschig, deine Hand flutscht ab und der Schwung deines Körpers zieht dich weiter über das rechte Geländer weg, von der Brücke weg über den Abgrund. Dein Körper krümmt sich zusammen, dreht sich, deine Hand streckt sich nochmal aus, aber die Finger greifen anderthalb Meter vom Geländer entfernt in die Luft, und auch schon einen Meter zu tief. Du trudelst, drehst dich. Ich sehe dein Gesicht.
Später hab ich mir gedacht: Die Brücke ist hoch, vielleicht hat er auf dem Weg nach unten wieder zu lächeln angefangen.
Aber ich hab dir nicht nachgeguckt. Das letzte, was ich gesehen habe, war dein völlig aufgerissenes Gesicht, wie es hinter der Kante des Steges verschwand, auf dem ich stand.
Wir haben auch nichts mehr gehört außer dem Wind. Standen einfach da. Nach einer gefühlten Stunde haben wir uns angeguckt, und dann sind wir gegangen. Sie haben dich nie gefunden.
Annas Jacke hab ich immernoch, sie will sie nicht wieder.